Von Anonym:

Ich arbeite seit 15 Jahren in der Pflege. Es war mein Kindheitstraum. Über die Zeit hinweg, mit den Jahren, fand aber eine Veränderung statt.

Zu Beginn hatte ich noch Zeit und es wurde individuell gepflegt. Die letzten vier Jahren hat sich der Druck stetig erhöht: Uns wurden wöchentlich Zahlen, Statistiken vorgelegt, mehr leisten, schlechtere Bedingungen für Personal und Patienten. Konzepte erstellen und Patienten rein pressen – was zählt ist Prestige nach aussen, das Institut muss sich verkaufen.

So sind im Alltag viele Gefährliche Situationen entstanden. Einst kam jemand einem ca. 50 cm langen Messer auf die Abteilung. Ich wurde einmal physisch attackiert, gewürgt und arbeite immer noch. Die Liste ist endlos.

Es ist nur Druck vorhanden. Krank sein ist nicht gern gesehen. Man ist auf Grund der Bedingungen kaum in der Lage auf die eigene Gesundheit zu achten. «Geh ins Fitness, Koch was gesundes» heisst es «geh zum Arzt» – Wann? Nicht in der Dienstzeit! Nach 12h auf den Beinen geht’s nur noch ab ins Bett.

Jetzt in der Krise, kaum Schutzmaterial, schimmeliges Material, Ferienstopp wenn’s sein muss, keine Regeln des Arbeitsgesetzes, bei Covid-Klienten nur normale Chirurgiemasken für den Selbstschutz.

Erkrankst du selbst gehst du arbeiten – Quarantäne gilt nur privat. Zur Arbeit darf ich wenn ich Kontakt hatte usw.

Ich habe der Pflege innerlich den Rücken gekehrt – nicht, weil ich nicht gerne pflege, sondern weil ich daran zerbreche. Ich hoffe eine neue Ausbildung bringt mich weg von diesem Beruf.

Wir wurden unserer Rechte beraubt. Interesse ist vom Umfeld kaum da. Wir sollen auf alle achten und Sorge tragen, doch die Gesellschaft verhält sich teils respektlos. Keine Bereitschaft auch nur ein bisschen zu verzichten und auf andere zu achten. Das Herz bricht mir.

Dieses Statement muss anonym bleiben. Ich bin sehr zufrieden mit meinem neuen Arbeitgeber, hier sehe ich auch sehr viel Fürsorge und Humanität.