Von Christian Waas (D) vom 11.04.20

Liebe Medien, liebe Medienkonsument*innen

Ich möchte auf einen kleinen Fehler in der Berichterstattung über den Geldbonus für Pflegekräfte aufmerksam machen: Immer wieder lese ich, dass Pflegekräfte während der aktuellen Corona-Pandemie an ihren Grenzen arbeiten würden und deswegen einen monetären Bonus verdient hätten. DAS STIMMT GANZ UND GAR NICHT!

Das Gesundheitswesen und alle, die es mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement bisher getragen haben, arbeitet seit vielen Jahren jenseits der Grenzen ihrer Kapazität.
Darauf wurde immer wieder hingewiesen. Wollte nur keiner hören.

Nachwuchs gibt es kaum, die Jobs sind einfach aufgrund ganz vieler Erschwernisse unattraktiv und Personal wandert vermehrt in die Industrie oder in Teilzeit; Körperliche und psychische Langzeitfolgen schwerster Belastungen unterschiedlichster Ursachen werden nicht als Berufserkrankungen akzeptiert und behandelt.
Darauf wurde immer wieder hingewiesen. Wollte nur keiner hören.

Die Bezahlungen sind seit jeher ein Witz im Vergleich zum Geleisteten, vom Schichtdienst ganz zu schweigen – den kann nur verstehen, wer ihn selbst leben musste.
Darauf wurde immer wieder hingewiesen. Wollte nur keiner hören.

Pflege war schon immer ein hoch spezialisierter Beruf, drei Jahre medizinische und pflegerische Ausbildung gefolgt von einem staatlichen Examen mit etlichen mehrjährigen Weiterbildungen, jeweils auch wieder vor den Regierungspräsidien mit einem Examen abgeschlossen.

Wir sind zuständig für Krankenbeobachtung, Prophylaxe, Therapie, Reanimation, Seelsorge, schnittstellenübergreifende Kommunikation und Koordination, Aufrechterhaltung von Grundbedürfnissen und individuellem Bedarf, Angehörigenbetreuung und so vieles mehr – gefühlt eigentlich für alles- und das in den widrigsten Rahmenbedingungen.
Darauf wurde immer wieder hingewiesen. Wollte nur keiner hören.

Jetzt zu behaupten, wir hätten uns in der aktuellen Situation einen einmaligen Geldbonus verdient, ist meines Erachtens nach ein zweischneidiges Schwert.
Das ist eine nette Geste, aber bei weitem und auf lange Sicht nicht ausreichend.

Wir verlangen nichts anderes als bisher: Bessere Arbeitsbedingungen, familien- und sozialfreundlichere Rahmenbedingungen und ein an das Geleistete angepasstes Gehalt mit einer sicheren Rente. Respekt und Anerkennung in der Bevölkerung sollte nicht verlangt werden, sondern ist die Grundlage für all das vorher genannte.
Darauf wurde immer wieder hingewiesen. Wollte nur keiner hören.

Teilt das, diskutiert es, kritisiert es – lasst nur bitte nicht zu, dass unsere Situation nach dieser Krise in Vergessenheit gerät!