Illusionen: Von Christina Schumacher
Als Reaktion auf die Aussagen von Basler Regierungsrat Lukas Engelberger:
Herr Engelberger sagt, die Pflege solle sich mal keine Illusionen auf höhere Löhne machen. Die gäbe es nicht, weil: Zu teuer.
Herr Engelberger, lasst uns mal über Illusionen sprechen!
Eine Illusion ist es, dass die Pflege sich mit etwas politischem Kopftätscheln und gesellschaftlichem Applaudieren besänftigen lässt. Ich weiss, das hat lange, lange gut geklappt, aber ich fürchte, damit ist es nun vorbei.
Eine Illusion ist es, zu glauben, dass wenn mehr als die Hälfte der Pflegenden aus dem Beruf aussteigt – oft bereits nach nur wenigen Jahren Berufstätigkeit – das für die Allgemeinheit kostengünstiger kommt. Nichts ist personell so teuer, wie eine hohe Fluktuation.
Eine Illusion – eine äusserst trügerische! – ist es auch, das man gute Pflege möglichst billig haben kann. Es gibt genügend Studien, die es zeigen: Je höher der Ausbildungsgrad und die Erfahrung des Pflegeteams und je besser der Stellenschlüssel, desto tiefer die Rate der Komplikationen (Komplikationen, Herr Engelberger, Sie wissen es vielleicht nicht, verursachen riesige Kosten!) und desto tiefer auch die Mortalität auf einer Abteilung (und so zynisch wollen wir ja jetzt nicht werden, dass natürlich der kostengünstigste Patient ein toter Patient ist).
Eine Illusion ist es – ich hab es schon mehrmals geschrieben -, dass wir Pflegefachleute keine Alternativen haben. Es gibt absolut tolle Jobs mit viel besseren Arbeitsbedingungen, wo unsere Fähigkeiten und Kenntnisse enorm gesucht sind.
Und ja, von wegen Arbeitsbedingungen: Die vielleicht grösste Illusion ist es, dass es uns nur um höhere Löhne geht. Fragen Sie einmal zehn Pflegende, was sie mit 1000 Fr. mehr pro Monat tun würden. Mindestens neun werden Ihnen antworten: „Ich würde mein Arbeitspensum reduzieren, damit ich mich erholen kann, damit ich die Kraft und Energie für diese Arbeit wieder habe.“